Bildung für alle

21. Januar 2021

Jede und jeder hat das Recht auf Bildung. Das wird in verschiedenen internationalen Übereinkommen einhellig gefordert. Doch die Realität hinkt dem Anspruch hinterher. Zum Internationalen Tag der Bildung vom 24. Januar 2021 fordert die CBM Christoffel Blindenmission die konsequentere Umsetzung des Rechts auf qualitativ gute, inklusive Bildung.

Julienne ist glücklich und zufrieden. Doch ihr Weg war kein leichter. Das blinde 13-jährige Mädchen lebt in einem Dorf in der Nähe von Kameruns Hauptstadt Yaoundé. Ohne die Unterstützung des CBM-geförderten Schulzentrums Promhandicam könnte sie keine Schule besuchen. In ihrem Dorf gibt es keine inklusive Schule. Und Juliennes Eltern, die Mutter arbeitet als Schneiderin, ihr Vater als Maurer, hätten es sich nicht leisten können, ihre Tochter an eine inklusive Schule in einer Stadt wie Yaoundé zu schicken. Im Schulzentrum Promhandicam hat Julienne die Brailleschrift schreiben und lesen sowie Rechnen gelernt. Ausserdem hat sie die Möglichkeit, weiterführende Schulen zu besuchen.

Wie Julienne haben alle Kinder mit Behinderungen das Recht auf Bildung, ist es doch auch in unterschiedlichen internationalen Übereinkommen festgehalten: etwa im Übereinkommen der UNO über die Rechte des Kindes oder im Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Auch die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung fordert für alle Menschen eine inklusive und hochwertige Bildung. Dennoch besucht von den schätzungsweise 65 Millionen Kindern mit Behinderungen, die in den Ländern des Globalen Südens leben und im schulfähigen Alter sind, nur circa die Hälfte eine Schule. In vielen Fällen hat das langfristige Folgen: Wenn die Kinder ihr fundamentales Recht auf Bildung nicht ausüben können, wird ihre Fähigkeit zur Teilhabe am sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Leben stark eingeschränkt. Ihre Chancen, der Armut zu entfliehen, nehmen dadurch massgeblich ab.

Inklusive Bildung

Durch inklusive Bildung können alle Mädchen, Jungen, Frauen und Männer mit und ohne Behinderungen ihr Recht auf Würde, Gleichheit, persönliche Autonomie und Wahlfreiheit gleichermassen ausüben. «Inklusive Bildung ist notwendig, damit alle Menschen die Grundlagen für ein würdevolles Leben erhalten und sich dann für ihre Rechte einsetzen können. Sie zahlt sich nicht nur für die einzelnen Personen aus, sondern auch gesellschaftlich», so Denis Hofer, Programmverantwortlicher Burkina Faso und Inklusionsberater bei der CBM Schweiz. Eine längere und bessere Ausbildung ermöglicht qualifizierte Tätigkeiten, führt zu höheren Löhnen und damit zu mehr Steuereinnahmen. Exklusion von Bildung hingegen kostet die Staatshaushalte jedes Jahr mehrere Milliarden, schätzt die UNESCO. Zudem fördert Bildung immer auch die Sozialkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung, welche die Grundlage für ein aktives Bürgerengagement bilden.

Vor diesem Hintergrund fordert die CBM zum Internationalen Tag der Bildung vom 24. Januar 2021, das Bildungsengagement in Ländern des Globalen Südens zu intensivieren: sowohl seitens der Geberländer innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit als auch seitens der Regierungen in Entwicklungsländern.

Viel Sensibilisierungsarbeit notwendig

Bei der inklusiven Bildung werden Kinder mit Behinderungen nicht separat unterrichtet. Stattdessen nehmen Kinder mit und ohne Behinderungen gleichermassen am selben Unterricht teil. Segregierende Schulen sind nicht vorgesehen. Um Kinder mit Behinderungen diesen Schulbesuch zu ermöglichen, ist eine Sensibilisierung von Bildungseinrichtungen, Familien und Behörden über das Recht der Kinder auf Bildung und die Möglichkeiten und Chancen inklusiver Bildung notwendig. Ebenso nötig ist deren Zusammenarbeit mit Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen. «Wichtig ist auch, dass politische Entscheidungsträger informiert und unterstützt werden in der Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen, die den Zugang zu einer qualitativ guten Bildung für alle fördern», führt Hofer aus.

Ausserdem ist es erforderlich, dass sämtliche Schulräume zugänglich sind, ebenso die Lehrmittel, Prüfungen und die Kommunikation während des Unterrichts im Allgemeinen – etwa mittels Gebärdensprache oder Brailleschrift. Da Lehrpersonen in der Umsetzung oft an ihre Grenzen stossen und nicht entsprechend geschult sind, benötigen sie Aus- und Weiterbildungen in inklusiver Bildung.

Das Schulzentrum Promhandicam in Yaoundé

All dies macht das inklusive Schulzentrum Promhandicam in Yaoundé. Das Angebot richtet sich an Kinder mit Behinderungen, unabhängig von ihrer Behinderung, und ebenso an Kinder ohne Behinderungen. Promhandicam bietet Kindergarten, Primarschule und ein Zentrum für Kinder mit Lernschwierigkeiten oder mehrfacher Behinderung. Und es betreut weiterführend Jugendliche nach dem Übertritt an Oberstufen und Gymnasien. Durch die eigene Braille-Druckerei überträgt Promhandicam zudem die Lernmaterialien der Oberstufen- und Gymnasiumsklassen mit blinden Jugendlichen wöchentlich in Braille. Die Druckerei wurde 2001 mit Unterstützung der CBM gegründet und war damals die erste im zentralen Afrika. Insgesamt unterrichtet und betreut Promhandicam heute rund 200 Kinder mit Behinderungen, doppelt so viele wie vor zehn Jahren.

 

Über die CBM
Die CBM Christoffel Blindenmission ist eine international tätige, christliche Entwicklungsorganisation und fördert Menschen mit Behinderungen in Ländern des Globalen Südens. Sie leistet Entwicklungszusammenarbeit sowie humanitäre Hilfe und ermöglicht, dass Behinderungen vorgebeugt sowie Menschen mit Behinderungen medizinisch betreut und inklusiv gefördert werden. Ihr Ziel ist eine inklusive Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird und Menschen mit Behinderungen eine verbesserte Lebensqualität haben. Von der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die CBM als Fachorganisation anerkannt. Die CBM Schweiz führt das Zewo-Gütesiegel und ist Partnerorganisation der Glückskette.

Kontakt
Michael Schlickenrieder
Co-Leitung Kommunikation und Fundraising
Tel. 079 540 80 20
michael.schlickenrieder@STOP-SPAM.cbmswiss.ch

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