Endlich das eigene Kind sehen

Seit Jahren lässt Sarithas Sehvermögen schleichend nach. Die Hausarbeit schafft die 28-jährige Frau aus Südindien nur mit grosser Mühe. Und ihren zweijährigen Sohn hat sie noch nie richtig sehen können.

«Tagsüber sehe ich alles verschwommen, und wenn es dunkel wird, erkenne ich gar nichts mehr», schildert Saritha. Seit ihrer Kindheit hat sich ihr Sehvermögen nach und nach verschlechtert. 

Die dreiköpfige Familie bewohnt ein kleines Haus, bestehend aus einem einzigen Raum. Sie leben im südindischen Dorf Pullambadi. Sarithas Ehemann Sathyamoorthi arbeitet als Tagelöhner. Mit seinem durchschnittlichen Verdienst von umgerechnet 55 Franken pro Monat und dem Gemüse aus dem eigenen Garten kommen sie gerade noch so über die Runden. An eine medizinische Behandlung oder auch nur schon an eine Abklärung ihres Augenleidens ist nicht zu denken. Notgedrungen haben sich Saritha und ihr Mann mit der Situation abgefunden. Eines aber treibt Saritha die Tränen in die Augen: «Sidarth, unseren zweijährigen Jungen, habe ich noch nie klar sehen können.»

Besuch der Gesundheitshelferin

Ein Tag wie all die anderen sollte es werden: Gemüse rüsten, kochen, den Garten besorgen, aus getrockneten Bohnen des Tamarindenbaumes Gewürz malen, und sich natürlich sich um Sidarth kümmern. Alles so gut, wie es überhaupt noch geht. Doch da erhalten Saritha und Sathyamoorthi unerwartet Besuch von Esther, einer Gesundheitshelferin der CBM-geförderten Augenklinik.

Esther besucht in der Region, in der Saritha und Sathyamoorthi leben, Dorf um Dorf, um Menschen mit Sehbehinderungen aufzufinden. Dem Ehepaar erklärt sie, dass arme Familien für Augenoperationen nichts bezahlen müssen. «Viele Menschen reagieren erst einmal misstrauisch», schmunzelt Esther. «Sie können nicht glauben, dass die Behandlung für sie kostenlos ist. Danach aber sind sie natürlich sehr gerührt, dass sie bald wieder sehen werden.»

Mobile Einsätze, auf denen Menschen mit Augenkrankheiten identifiziert werden, ebenso wie die Finanzierung von medizinischen Behandlungen für Familien, die in Armut leben, sind Bestandteile einer inklusiven Augengesundheit, welche die CBM fördert. Denn zahlreiche Menschen mit Seh- oder anderen Behinderungen sind noch immer von der augenmedizinischen Versorgung ausgeschlossen.

Mit der Operation kommt die Wende

Einige Tage nach dem Besuch der Gesundheitshelferin wird Saritha mit anderen Patientinnen und Patienten abgeholt und zur Klinik gefahren. Zunächst wird die linke trübe Linse durch eine künstliche ersetzt werden. Rund vier Wochen später, wenn das Auge sich von der Operation gut erholt hat, erhält auch das andere Auge eine neue, klare Linse. 

Gespannt schauen Sathyamoorthi und Sidarth zu, als der Augenverband tags darauf abgenommen wird. Die ersten Minuten blendet das Tageslicht im Patientensaal noch zu stark und Saritha bedeckt ihr operiertes Auge. Doch dann blickt sie vorsichtig umher und beginnt zu lächeln. «Ich bin unbeschreiblich glücklich», sagt sie überwältigt. «Zum allerersten Mal kann ich meinen Sohn klar sehen.» 

Um das frisch operierte Auge vor dem Licht abzuschirmen, erhält Saritha eine Sonnenbrille. Zudem haben ihr die Ärzte Tropfen verschrieben, die ihr Sathyamoorthi jeweils sorgfältig in das Auge träufelt. Die Heilung verläuft bestens. Saritha freut sich schon auf die Operation des zweiten Auges: «Vor dem ersten Eingriff hatte ich noch grosse Angst und war sehr nervös. Doch nun kann ich es kaum erwarten, bis auch mein rechtes Auge operiert ist!»

Wie Sie helfen können

In nur einer Viertelstunde wird die trübe Augenlinse durch eine klare ersetzt. Mit lediglich 50 Franken ermöglichen Sie bei erwachsenen Personen diese kleine Operation, die Grosses bewirkt. Bei Kindern kostet der Eingriff 180 Franken, da er unter Vollnarkose durchgeführt wird und die Betreuung nach der Operation intensiver ist. 


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