Grosse Fortschritte auf zwei ungleichen Beinen

Dinesh ist mit nur einem Bein geboren worden. Vor sieben Wochen war er zur Operation seiner Lippenspalte im Spital. Die für ihn entworfene Beinprothese ist nun bereit und er kann ein intensives Training beginnen.

«Ich habe meinen Freunden und Cousins von meinem neuen Bein erzählt. Sie waren sehr neugierig und stellten viele Fragen», sagt Dinesh lächelnd. Seit er vor sieben Wochen erstmals beim CBM-Partner HRDC in Nepal untersucht und seine Lippenspalte operiert wurde, scheint der Neunjährige selbstbewusster und gesprächiger geworden zu sein. «Ich erzählte ihnen von meiner Reise nach Kathmandu und wie viele Fahrzeuge und grosse Gebäude ich gesehen habe», fügt er hinzu. In der Zwischenzeit wurde eine neue Beinprothese speziell für ihn entworfen und angefertigt.

Dinesh wird mit seiner Grossmutter Humakala für ein paar Wochen im HRDC bleiben, bis seine Beinprothese endgültig angepasst ist. In der Zwischenzeit erhält er ein intensives Gangtraining. «Zunächst werden wir ihm für ein paar Tage eine Bambusgehhilfe geben. Danach werden wir ihn mit einem Paar Krücken gehen lassen. Da er jetzt in einem Alter ist, in dem er schnell wachsen wird, werden wir seine Entwicklung durch unsere Aussendienstmitarbeitenden verfolgen», kommentiert der leitende Techniker Pralhad.

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Nach und nach ohne Stöcke

«Während des letzten Besuchs haben wir die Messung vorgenommen und auch ein erstes Gangtraining mit Dinesh durchgeführt. Schliesslich haben wir eine spezielle Hüft-Exartikulationsprothese für Dinesh entworfen.» Während Pralhad die Beinprothese übergibt, strahlen sowohl Dinesh als auch seine Grossmutter vor Freude. «Jetzt sieht es wie ein echtes Bein aus!», ruft Humakala aus.

«Eine Oberschenkelprothese erfordert spezielle physiotherapeutische Übungen», erklärt der leitende Physiotherapeut Shyam Maharjan. «Mit diesen trainieren wir vor seinen Familienmitgliedern, damit sie die Übungen auch zu Hause fortsetzen können», erklärt Shyam. Auf die Frage, wie die nächsten Schritte aussehen werden, erklärt er weiter: «Wir werden Dinesh das Gehen auf unebenem Untergrund und das Treppensteigen zeigen. Die Krücken sind in der jetzigen Phase wichtig, da Dinesh aus einer bergigen Region kommt. Die Übungen sollen sein Selbstvertrauen stärken und ihn mit der neuen Beinprothese vertraut machen. Nach und nach wird er auf die Stöcke verzichten können. Letztendlich wollen wir, dass er nur mit Hilfe der Prothese gehen kann.»

Nachdem er ein paar Runden an der parallelen Stange gedreht hat, bringt Shyam Dinesh nach draussen. Es gibt eine spezielle Technik für das Auf- und Absteigen der Treppe. Dinesh muss beim Treppensteigen zuerst sein gesundes Bein bewegen, und beim Treppabgehen muss er zuerst sein Prothesenbein zusammen mit den Krücken bewegen. Auf diese Weise kann er das Gewicht gleichmässig verteilen.

Dinesh lernt schreiben

Wie beim letzten Mal verbringt Dinesh den grössten Teil seiner Freizeit im Spielzimmer des HRDC. Dieses Mal erhält er jedoch auch einige Schulstunden und lernt erstmals schreiben. Wie von der Erzieherin Tara angewiesen, schreibt er erste nepalesische Buchstabenkombinationen: Ka, Kha, Ga ... und so weiter. «Das ist etwas ganz Besonderes. Obwohl er noch nie in der Schule war, hat er die Lektion sehr schnell gelernt und kann die Buchstaben schon gut schreiben», erklärt die Erzieherin Tara Badan Sedai.

Endlich ist der Tag gekommen. Dinesh und Humakala werden mit der neuen Beinprothese nach Hause fahren. «Dinesh ist sehr aufgeregt, er hat sogar seinen Morgentee ausgelassen», sagt Humakala mit einem Lächeln. Es wird ein langer Tag werden: Die Fahrt vom HRDC bis zu ihrem Dorf dauert etwa 12 Stunden.

Aufregung im Dorf

«Seht, Dinesh ist angekommen», rufen die Nachbarn von oben am Berg, als Dinesh das Dorf betritt. Dinesh geht mit Hilfe der neuen Beinprothese und ein paar Krücken. Mit den blauen Schuhen ist es schwer zu erkennen, dass er eine Beinprothese hat. Die Dorfgemeinschaft, die Dinesh die ganze Zeit auf einem Bein gesehen hat, scheint von der Veränderung seines Aussehens begeistert zu sein. Später versammeln sich viele beim Haus von Dineshs Familie.

«Wir hätten nie gedacht, dass so etwas möglich wäre. Mit einer behandelten Lippenspalte und einem neuen Bein sieht er ganz anders aus», kommentiert Onkel Bishnu mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Bishnu brachte Dinesh vor einigen Monaten zur Behandlung der Lippenspalte nach Kathmandu. Ein neugieriger Nachbar untersucht die Beinprothese gründlich. «Seht, da ist auch ein Zeh, der genauso aussieht wie am anderen Bein!», ruft er aus, während alle das Prothesenbein bestaunen.

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Gemeindenahe Rehabilitation

Die Aussendienstmitarbeitenden Lekhnath und Sujita vom HRDC frischen anlässlich der Nachuntersuchung das Wissen der Familie über den korrekten Gebrauch der Prothese und ihre Pflege auf. «Dinesh hat in sehr kurzer Zeit eine bemerkenswerte Arbeit geleistet. Allerdings braucht er zuhause weiterhin die Unterstützung von Familienmitgliedern und anderen Personen in seiner Umgebung. Die Infrastruktur des Dorfes nicht barrierefrei und es ist schwierig für Dinesh, grosse Treppen zu steigen. Die Treppe am Eingang seines Hauses ist nicht für ihn geeignet», sagt Lekhnath. Später werden die Sozialarbeiter der Familie helfen, den Eingang für Dinesh zugänglich zu machen.

Bevor Lekhnath und Sujita sich verabschieden, sprechen sie mit der Familie über Dineshs Zukunft. «Wir werden die Möglichkeiten prüfen, ihn in eine örtliche Schule zu schicken. Er war schon immer sehr wissbegierig», sagt Vater Arjun.

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