Als ob mein Leben vorbei wäre

«Nie mehr werde ich all die Dinge tun können», dachte Saulos Kamphulusa aus Malawi. Das war vor rund 30 Jahren. Heute begleitet er als Mitglied der Selbsthilfevereinigung MeHUCA Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Unterstützt von der CBM hat sich MeHUCA (Mental Health Users and Carer’s Association) innert drei Jahren von zwei auf sieben Landesdistrikte ausdehnen können. Pro Distrikt betreuen rund fünfzig ehrenamtliche Mitglieder um die hundert psychisch erkrankte Menschen und ihre Familien. Die Mitglieder haben, wie Saulos Kamphulusa, selbst psychische Erkrankungen erlebt und wissen daher, was die Betroffenen brauchen.

Er habe sich gefühlt, «als ob mein Leben vorbei wäre», erinnert sich der 45-jährige. «Ruhelos zog ich draussen umher, ohne wahrzunehmen, wohin ich ging und wo ich war.» Die Depressionen begannen als Jugendlicher, als sein Vater früh verstarb. Aber Saulos Kamphulusa hatte Glück im Unglück: Er lebt nicht weit vom CBM-geförderten Queen Elizabeth Hospital in Blantyre im Süden von Malawi, wo er stabilisierende Medikamente erhielt. Mit den Jahren schwanden die Depressionen.

Wie Sie helfen können

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie unseren Partnerkliniken, Betroffene aufzufinden und zu behandeln. So kann vermeidbare Blindheit geheilt oder verhütet werden. Bei einem Kind kostet die Operation am Grauen Star samt Vollnarkose und augenoptischer Nachsorge 180 Franken. Jeder Franken zählt!


Als ehemalig Betroffener anderen helfen

Seit drei Jahren ist Saulos Mitglied bei MeHUCA, der landesweit einzigen Selbsthilfevereinigung von Menschen mit psychosozialer Behinderung: «In der Klinik lassen wir die neu eingewiesenen Personen zunächst ihre Geschichte erzählen. Danach erläutern wir ihnen die Ursachen psychischer Erkrankungen und informieren sie, wie wichtig es ist, die Medikamente nicht ohne Absprache abzusetzen und die ärztlichen Verordnungen zu befolgen. Zuletzt stellen wir sicher, dass die jeweilige familiäre Betreuungsperson alles Wesentliche über die psychische Erkrankung weiss.» Die zumeist ratlosen Familien erfahren so, dass ihr Mitglied nicht abgesondert, sondern behandelt werden muss, und begleitet den Alltag wieder bewältigen kann.

Saulos Freund und Selbstbetroffener Simon

Saulos Kollege Simon Thom ist Techniker bei der städtischen Wasserversorgung. Der 59-Jährige erkrankte neun Jahre zuvor an Schizophrenie: «Plötzlich vernahm ich seltsame Stimmen, hatte das Gefühl, andere Menschen wollten mich umbringen, und schloss mich ein.»

Der Psychiater des Queen Elizabeth Krankenhauses, damals der einzige in ganz Malawi, wies ihn in die einzige Psychiatrieklinik des Landes ein. Im 100 Kilometer nördlich gelegenen Zomba erhielt er ein Jahr lang Medikamente und Gesprächstherapie. Danach wurde er zu Hause ambulant weiter behandelt. Rund drei Jahre nach Beginn der Erkrankung trat er seine Stelle wieder an: «Mein Arbeitgeber war sehr unterstützend und hielt sie mir frei.» Simon Thom erlebte sich zusätzlich getragen: «Das Vertrauen auf Gott wurde mir sehr wichtig. Mitglieder meiner Kirchgemeinde beteten, besuchten mich und versorgten meine Familie sogar mit Geld. Aus Dank entschied ich mich, anderen Menschen zu helfen.»

Psychische Gesundheit stark vernachlässigt

  • Jeder vierte Mensch leidet irgendwann im Leben an einer psychischen Erkrankung.
  • Eine von zehn Personen macht aktuell eine psychische Erkrankung durch.
  • In den Entwicklungsgebieten erhalten drei von vier Menschen keine Behandlung.
  • Depression ist weltweit die häufigste Ursache für psychosoziale Behinderungen.
  • Alle 40 Sekunden stirbt ein Mensch durch Suizid, die zweithäufigste Todesursache bei Personen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren.
  • In den Entwicklungsgebieten wird weniger als ein Prozent der Gesundheitsinvestitionen für psychische Gesundheit eingesetzt.

Simon Thom gründete daraufhin die Selbsthilfevereinigung MeHUCA mit, die auch Dorfgemeinschaften aufklärt. «Wer psychisch erkranke, so die gängige Meinung, habe Drogen eingenommen und sei selbst schuld. Oder sei verhext worden. Stigmatisierungen und Beschimpfungen sind häufig.» Den Menschen mit psychosozialen Behinderungen hilft MeHUCA, im Leben wieder Fuss zu fassen. Gleichzeitig geht sie auf die Regierung zu: «Es ist sehr wichtig, stets ausreichend Medikamente bereitzustellen, damit Erkrankungen nicht fortdauern oder schlimmer werden. Psychische Gesundheit geht alle an.»

Auf gutem Weg, sich zu erholen, ist der 18-jährige Steve Zidana. Er holt monatlich Medikamente ab und trifft sich dabei auch mit Simon Thom. «Vor fünf Monaten hörte ich erstmals Stimmen, sah Dinge, die nicht real waren, und ass zu wenig. Heute geht es mir viel besser», freut er sich, «und auch meine Freunde unterstützen mich.»

Wo die Föderation der CBM weltweit hilft

Die CBM fördert die psychische Gesundheit in Bolivien, Sierra Leone, Burkina Faso, Nigeria, Malawi, Simbabwe, Nepal und Indonesien. Sie ermöglicht:

  • Aufklärung über psychosoziale Behinderungen sowie Früherkennung und Vorbeugung
  • Sensibilisierung, um Vorurteile abzubauen und Verständnis für die betroffenen Personen zu schaffen
  • Psychosoziale Behandlung unter Einbezug der erkrankten Person und ihres Umfelds
  • Ausbilden von dörflichem Gesundheitspersonal, psychiatrischen Pflegefachkräften sowie einheimischen Ärztinnen und Ärzten
  • Befähigen und Beraten von Selbsthilfevereinigungen, die aufklären und sich bei Behörden für genügend Medikamente, ausgebildetes Personal und Geldmittel einsetzen
  • Ausbildung und Lebenserwerb für Menschen mit psychosozialen Behinderungen

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