Hunger-Nothilfe in Afrika: Leben retten!
Tagesschau-Beitrag vom 23.11.2022 aus dem CBM-Projekt in Turkana, Kenia.
Joyce Kataboi aus Turkana, Kenia, ist von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten in Ostafrika betroffen. Vier Regenzeiten sind bereits ausgeblieben...
Wie Sie helfen können
- Mit 60 Franken versorgen Sie eine Familie einen Monat mit Trinkwasser.
- Mit 160 Franken ermöglichen Sie einer Familie das Überleben für zwei Wochen.
- Mit 300 Franken ermöglichen Sie Mobilitätshilfen und zugängliche Abgabestellen.
In der bisher längsten und schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten in Afrika kämpfen unzählige Familien ums Überleben. Unter ihnen Menschen mit Behinderungen. Der Ukraine-Krieg hat die Lage zusätzlich verschärft. Die CBM leistet Nothilfe.
In vielen afrikanischen Ländern herrscht die schlimmste Dürre seit mehr als vierzig Jahren. Allein in Kenia kämpfen 4,2 Millionen Menschen ums Überleben. Hunderttausende Kleinkinder leiden an akuter Mangelernährung, die schnell lebensbedrohlich werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass am Horn von Afrika jeden Tag ca. 1'800 Menschen vor Hunger sterben.
Die bereits anfangs 2022 gravierende Lage wurde durch den Ukraine-Krieg verschärft. Viele Armutsländer importieren aus der Ukraine oder Russland einen Grossteil ihres Weizens. Infolge des Krieges wurden sowohl die Produktion als auch der Export von Getreide massiv reduziert, was zu einer Verknappung geführt hat und die Preise drastisch hat ansteigen lassen. Auch die Missernten der vergangenen Jahre in den Dürregebieten haben zu einer Preiserhöhung für Grundnahrungsmittel auf den lokalen Märkten geführt. Die Not der in Armut lebenden Bevölkerung steigt so von Tag zu Tag.
Für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen ist die Situation am schlimmsten. Auch ohne Hungerkrise leben sie häufig in Armut und können keine Ersparnisse sammeln für eine Krise. Abgabestellen der allgemeinen Nothilfe sind für sie oft nicht gut erreichbar. Sie erhalten die Informationen nicht, der Weg dahin ist nicht barrierefrei, und es fehlen Hilfsmittel wie Krücken oder Rollstühle. Menschen mit Behinderungen werden in Krisensituationen wie dieser häufig vernachlässigt – mit gravierenden Folgen.
CBM-Nothilfe in Kenia
In Kenia sind besonders der Norden und Osten des Landes von der Dürre betroffen. Doch auch immer mehr Menschen in Zentralkenia leiden Hunger. Von April 2022 bis Ende 2022 war die CBM, mit dem Kenianischen Roten Kreuz (KRCS), dort in den Landkreisen Meru und Tharaka-Nithi tätig. Als eine der wenigen Nothilfe leistenden Organisationen, da sich die grosse Mehrheit der humanitären Akteure auf den Norden und Osten des Landes konzentriert. 3'000 Haushalte in Meru und Tharaka-Nithi erhielten so genannte Cash Transfers. Dank diesen Bargeldzahlungen können sich die Familien das kaufen, was sie am dringendsten benötigen. Cash Transfers sind ein in humanitären Krisen erprobtes Mittel. Lokale Wertschöpfungsketten funktionieren selbst bei grosser Armut und in Krisen. Weitere 400 Haushalte bekamen Lebensmittelpakete. Medizinische Hilfe erhielten 600 Personen, Hilfsmittel wie zum Beispiel Gehhilfen gingen an 700 Personen. Überdies sensibilisierte die CBM mit Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Behinderungen andere humanitäre Akteure sowie Behörden für eine inklusive Nothilfe.
So hilft die CBM in Kenia:
Im Oktober 2022 hat die CBM mit ihrem Partner KRCS im Landkreis Turkana im Norden Kenias ein weiteres Nothilfeprojekt gestartet. Das Projekt wird von der Glückskette mitfinanziert.
- Cash Transfers: 4'000 Haushalte erhalten monatlich Cash Transfers, um ihren dringendsten Bedarf zu decken.
- Hilfsmittel und medizinische Hilfe: 500 Personen erhalten Hilfsmittel und 300 Personen medizinische Hilfe. Mobilitätshilfen wie Gehilfen, Rollstühle und andere Hilfsmittel schenken Unabhängigkeit. Rechtzeitige medizinische Behandlungen bewahren vor weiteren Behinderungen oder retten das Leben.
- Einbezug der Menschen mit Behinderungen: Die CBM und arbeitet mit lokalen Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Behinderungen zusammen und berät gemeinsam mit ihnen andere Organisationen und Behörden, damit diese Menschen mit Behinderungen gezielt einschliessen in deren Nothilfeaktivitäten.
Die Geschichte von Sofia Nyoloko
Unerbittlich brennt die Sonne auf das rostige Blechdach des kleinen Häuschens, das Sofia Nyoloko mit ihren fünf Kindern und ihrer Mutter bewohnt. Sofia Nyoloko lebt mit einer Geh- und Sehbehinderung.
Ihr Landkreis Tharaka-Nithi liegt in der halbtrockenen Klimazone, die eigentlich eine jährliche Regenzeit kennt. Doch nun ist die vierte in Folge ausgeblieben. Die Ernten sind ausgefallen, Vieh ist millionenfach verendet. Auf Sofia Nyolokos Feld spriessen die trockenheitsresistenten Ackerbohnen und -erbsen nur äusserst kümmerlich. Der nahegelegene Wasserlauf ist ausgetrocknet; die Kinder schleppen das kostbare Nass von einem Fluss heran, der eine Fussstunde entfernt liegt.
Die Familie hat kein Einkommen mehr. Zuvor hatte Sofia Nyokolo trotz ihrer schmerzhaften Gehbehinderung stets in Bauernbetrieben als Erntehelferin und Tagelöhnerin gearbeitet. «Da aber die Pflanzen verdorren, wollen die Bauern ihr verbliebenes Geld keinesfalls vergeblich für Feldarbeiten ausgeben – es gibt schlicht nichts zu ernten.»
«Bleibt es weiter dürr, wird es unbeschreiblich hart für unser Dorf. Auch meine Familie geht dann dem Hungertod entgegen. Schon jetzt finde ich weder für meine Kinder noch für mich etwas zu essen.» Die Familie hat bislang nur deshalb überlebt, weil sie von Nachbarn Nahrungsmittel hat borgen können und die beiden ältesten Kinder sich von den Schulmahlzeiten ernähren. Ausreichend Geld für die Schulgebühren zu haben, ist überlebenswichtig geworden.
Vom CBM-Nothilfepartner bekommt die siebenköpfige Familie nun regelmässig Geld überwiesen. Damit zahlt Sofia Nyoloko die Schulgebühren und kauft auf dem Markt Nahrungsmittel.
Helfen Sie mit einer Spende
- 60 Franken für Trinkwasser für eine Familie
- 160 Franken für das Überleben einer Familie
- 300 Franken für Mobilitätshilfen und zugängliche Abgabestellen
CBM-Nothilfe in Madagaskar
Die CBM unterstützte zunächst von August bis Dezember 2021 eine Gemeinde im Distrikt Amboasary der Region Anosy im Süden der Insel. 1'100 Haushalte, die besonders stark von der Nahrungsmittelunsicherheit betroffen waren, erhielten Cash Transfers. Umgesetzt wurde die Nothilfe durch den langjährigen CBM-Partner SAF/FJKM, der Entwicklungsorganisation der reformierten Kirche Madagaskars.
Aufgrund der noch anhaltenden gravierenden Lage verlängerte die CBM ihre Nothilfe bis Februar 2023, dann in den Gemeinden Bekitro, Bevitiky und Antanimora der Region Androy. Umsetzender CBM-Partner war Action Intercooperation Madagascar. 3'000 Haushalte erhielten wiederum Cash Transfers. Ebenso wurden diese Personen in landwirtschaftlichen Produktions- und Tierhaltungstechniken weitergebildet. Parallel wurde die Selbstvertretungsorganisation Collectifs Régionales des Organisations de Personnes Handicapées (CROPH) gestärkt. CROPH sensibilisiert Regierungsstellen, einheimische und internationale humanitäre Organisationen sowie Gemeinden für inklusive Nothilfemassnahmen.
So hilft die CBM in Madagaskar:
An die vorangegangene Nothilfe schliesst ein von 2023 bis 2025 dauerndes Projekt in den Distrikten Bekily und Ambovombe der Region Androy. Partner für dieses Projekt ist Action Intercooperation Madagascar.
- Cash Transfers: 1'000 Haushalte mit Menschen mit Behinderungen erhalten Cash Transfers. Diese Bargeldzahlungen bekommen sie jeweils von Februar bis Mai, wenn die Haushalte häufig keine Lebensmittel mehr aus dem eigenen Anbau haben und das Gesäte noch nicht geerntet werden kann – falls es überhaupt etwas zu ernten gibt. Von Juni bis August 2023 erhalten zudem weitere 1'700 Haushalte mit Menschen mit Behinderungen oder besonders verletzlichen Frauen Cash Transfers, weil die Situation aufgrund der anhaltenden Dürre und der Zerstörungen durch den tropischen Wirbelsturm Freddy (Februar und März 2023) nach wie vor sehr kritisch ist.
- Psychische Gesundheit: 200 Personen erhalten psychologische Unterstützung. Diese Personen haben psychische Erkrankungen beziehungsweise zeigen Anzeichen dafür, oder sie leben besonders isoliert.
- Aufbau und Stärkung von Selbsthilfegruppen: Die Gründung von inklusiven Einkommensgruppen wird gefördert. In solchen Gruppen unterstützen sich Menschen gegenseitig: Sie ermöglichen ihren Mitgliedern über Banken oder Erwerbsgenossenschaften Kredite für individuelle Einkommensprojekte, etwa den Aufbau einer Ziegenzucht.
- Trainings: In den beiden Distrikten werden sogenannte Bauernfeldschulen eröffnet, die auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. In diesen Bauernfeldschulen erhalten die Einwohnerinnen und Einwohner Trainings zu nachhaltigen Anbaumethoden und zu verbesserter Tierhaltung. Ebenso erhalten einige Personen Weiterbildungen in ökonomischer Planung.
- Einbezug der Menschen mit Behinderungen: Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen werden gestärkt. Diese Organisationen, unter anderem wiederum CROPH, sensibilisieren und beraten Gemeinden, Behörden, andere Organisationen und private Stellen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und anderen gefährdeten Personen. Sie müssen Zugang haben zu Gesundheitsdiensten, Bildung und Einkommen und einbezogen werden in zukünftige Vorsorge-, Nothilfe- und Wiederaufbaumassnahmen.
Die Geschichte von Volasoa
Die 30-jährige Volasoa und ihre Familie gehören zu den Personen, welche die dringend notwendige Hilfe erhalten. Volasoa lebt in der Region Androy, ist 30 Jahre alt, hat eine körperliche Behinderung und ist Mutter von 5 Kindern. Ihr Mann verliess sie, weshalb sie ihre Kinder alleine grosszieht.
Volasoa erledigt Näharbeiten, um für ihre Kinder zu sorgen. Das, was sie verdient, reicht jedoch nicht aus für den Bedarf der Familie: für die Schulgebühren der Kinder und um Lebensmittel zu kaufen, wenn die Ernte aus dem eigenen Anbau aufgebraucht ist. Diese Ernten waren in den vergangenen Jahren äusserst karg, zu fest hat die Dürre den Süden der Insel im Griff. Hinzu kommt, dass Volasoa ihr Feld aufgrund ihrer Behinderung nicht selbst bestellen kann und jemanden bezahlen muss, der das für sie tut – was das Familieneinkommen weiter schmälert. In den Trockenzeiten ist es deshalb keine Seltenheit, dass Volasoa und ihre Kinder manchmal den ganzen Tag nichts essen können.
Als wäre das nicht schon genug, hat der tropische Wirbelsturm Freddy im März 2023 das Feld zerstört und ihr Haus beschädigt. Mit den bisherigen Cash Transfers der CBM konnte sie sich neues Saatgut kaufen und den Feldarbeiter bezahlen. Seit kurzem ist Volsoa zudem aktives Mitglied in einer Selbsthilfegruppe von Menschen mit Behinderungen.
CBM-Nothilfe in Burkina Faso
Seit 2016 ist Burkina Faso von einer schweren und komplexen Sicherheitskrise betroffen. Immer wieder kommt es in den nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Regionen des Landes zu Terroranschlägen. Die Folgen dieser Krise sind vielfältig. Mehr als 1,8 Millionen Menschen wurden intern vertrieben, die Mehrheit davon sind Kinder und Frauen. Zudem hat die Sicherheitskrise auch einen starken Einfluss auf die Ernährungssicherheit der Bevölkerung: Aufgrund der instabilen Sicherheitslage können viele Personen ihre Felder nicht bestellen. Und in Kombination mit regelmässig auftretenden Dürren und hohen Preisen (Inflation und Folgen des Ukraine-Kriegs) sind landesweit mehr als 3,5 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Vor diesem Hintergrund hat die CBM ein bis Ende 2024 dauerndes Nothilfeprojekt lanciert. Das Projekt konzentriert sich auf den Norden des Landes und wird durch unseren lokalen Partner Solidarité Développement Inclusif umgesetzt. Im Fokus der Unterstützung stehen sowohl intern vertriebene Personen als auch Personen aus den aufnehmenden Gemeinden.
So hilft die CBM in Burkina Faso:
- Cash Transfers und Nahrungsmittelpakete: 1'700 Binnenflüchtlinge und Personen der aufnehmenden Gemeinden erhalten Cash Transfers oder Nahrungsmittelpakete, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.
- Landwirtschaftliche Aktivtäten: Über 500 der gefährdetsten Personen erhalten Saatgut, Viehfutter und Gerätschaften für landwirtschaftliche Aktivitäten.
- Medizinische Hilfe: Mehr als 200 Personen erhalten eine medizinische Grundversorgung und eine spezialisierte Behandlung (z. B. Graue-Star-Operation, psychosoziale Unterstützung oder physische Rehabilitation).
- Abgabe von Hilfsmitteln: 165 Menschen mit Behinderungen erhalten Hilfsmittel wie etwa Dreiräder, Gehhilfen, Brillen oder Prothesen.
Helfen Sie mit einer Spende
- 60 Franken für Trinkwasser für eine Familie
- 160 Franken für das Überleben einer Familie
- 300 Franken für Mobilitätshilfen und zugängliche Abgabestellen
Inhalt teilen
Inhalt drucken
Seite drucken