Nothilfe bei Dürre und Hunger in Afrika

Millionen Menschen in Afrika hungern. Wie die CBM Nothilfe leistet, beleuchtet Manuel Rothe, Verantwortlicher der CBM Schweiz für Humanitäre Hilfe.

Du hast Madagaskar besucht. Was hat Dich besonders bewegt?

Der Süden ist im Landesinneren karg und schlecht erschlossen. Seit vier Jahren ist es aussergewöhnlich trocken. Bereits anfangs 2022 haben die Ernteausfälle die Menschen an den Rand einer Hungerkatastrophe gebracht. Ich habe Familien getroffen, die am Ende ihrer Möglichkeiten waren, sich ausreichend zu ernähren. Vorräte und Ersparnisse sind aufgebraucht. Die Kinder sind unterernährt und gehen nicht mehr zur Schule, seit dort die Mittagessen eingestellt wurden. Es gibt keine staatliche Sozialhilfe. Die wenigen Hilfsorganisationen tun ihr Bestes, aber überall fehlt das Geld. Es trifft mich sehr, Menschen in dieser prekären Lage zu sehen. Es kann doch nicht sein, dass heutzutage so viele Menschen hungern!

Wer ist besonders gefährdet?

Frauen sind im Durchschnitt stärker gefährdet als Männer. Auch Personen in hohem Alter, Schwangere und Stillende sowie Menschen mit Behinderungen. Oft verfügen sie über weniger Einkommen und Ersparnisse, um Krisen zu überwinden. Gleichzeitig haben sie spezifische Bedürfnisse wie bei Gesundheit oder der Mobilität, die sie zwingend zusätzlich zum Grundbedarf decken müssen. In unserer Nothilfe unterstützen wir sie gezielt.

Weshalb gerade Menschen mit Behinderungen?

Sie werden oft diskriminiert, ausgegrenzt und sind durch Hürden und Barrieren eingeschränkt. Es fehlt an Hilfsmitteln wie Krücken oder Rollstühlen, was es ihnen erschwert zu arbeiten, einzukaufen oder ein Spital aufzusuchen. Auch von der Familie bekommen sie keine Unterstützung mehr, wenn in akuten Krisen alles knapp wird. Zudem sind sie oft von Hilfsprogrammen ausgeschlossen. Sie werden vergessen, weil sie keine Papiere besitzen und nicht auf den Gemeinden registriert sind. Oder weil Abgabestellen von Nahrungsmitteln oder Cash Transfers schwer zugänglich sind.

Zahl der Hungernden steigt wieder an

Bis 2016 hatte sich die Ernährungssicherheit weltweit langsam verbessert. Besonders seit der Corona-Pandemie leiden immer mehr Menschen akut an Hunger. Die Schätzung gemäss Integrated Food Security Phase Classification für 2022 beläuft sich auf 182 Millionen Menschen, die akut an Hunger leiden. Insgesamt von Hunger betroffen sind 828 Millionen Menschen.

Dazu geführt haben Klimawandel, Pandemie samt Unterbrechungen der globalen Lieferketten sowie zusätzlich der Ukrainekrieg. Er hat die Exporte von Getreide, Dünger und Treibstoffen aus der Ukraine und Russland massiv verringert. Das hat die Preise für Lebensmittel stärker steigen lassen und die Ernten zusätzlich verringert.

Quelle: World Food Programme (2022)

Wieso?

Für Menschen im Rollstuhl oder mit Krücken zum Beispiel sind steinige Wege oder Stufen eine grosse Herausforderung. Für gehörlose Menschen ist es ein Problem, wenn Hilfsprogramme nur mündlich angekündigt und erklärt werden. Bei der CBM Schweiz haben wir detaillierte Anleitungen, welche die Mitarbeitenden im Feld aufs Natel herunterladen können. Damit lassen sich Hilfsprogramme so planen und umsetzen, dass Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gleichwertigen Zugang erhalten. Ausserdem arbeiten wir eng mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen zusammen, die unsere Programme begleiten und uns ihre Expertise zur Verfügung stellen.

Was gehört zur CBM-Nothilfe?

Zunächst Cash Transfers oder Lebensmittelabgabe sowie der Aufbau von nachhaltigen Lebensgrundlagen. Fallweise auch medizinische Soforthilfe, Abgabe von Hilfsmitteln, Rehabilitation und psychosoziale Beratung. Parallel dazu beraten wir auch Nothilfe Organisationen. So ist 2021 die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit der CBM Global eine Partnerschaft eingegangen. Wir unterstützen IOM bei der Inklusion und haben seither Cash-Transfer-Expertinnen von IOM weitergebildet. Mit einem IOM-Team setzen wir nun inklusiven Cash Transfer im Südsudan um.

Was ist besser: Cash Transfer oder Lebensmittel-Abgabe?

Cash Transfers, denn die Situation jedes Haushalts ist unterschiedlich. Diese finanzielle Hilfe ermöglicht den Menschen, ihre wichtigsten Bedürfnisse zu decken. In einer Hungerkrise kann dies Saatgut sein oder eine medizinische Behandlung. Zudem kommen Cash Transfers lokalen Händlern und Produzenten zugute, die ja selber auch von der Krise betroffen sind. Wo hingegen lokale Märkte nicht funktionieren oder wichtige Güter nicht verfügbar sind, kommen Cash Transfers nicht in Frage. Auch beobachten wir immer deren Auswirkungen auf Preis und Angebot. Kommt das Angebot nicht nach, organisieren wir eine Lebensmittelabgabe.

Wie inklusiv ist die CBM-Nothilfe?

Die lokalen Organisationen von Menschen mit Behinderungen arbeiten mit uns zusammen, damit unsere Nothilfe barrierefrei für alle und inklusiv ist. Wir investieren auch in ihre Entwicklung und engagieren uns mit ihnen, damit die Gesellschaft die Rechte von Menschen mit Behinderungen überall gewährleistet.

Wie hilft die CBM, zukünftige Hungerkrisen zu vermeiden?

Wir fördern den Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen wie widerstandsfähige Anbaumethoden, besseren Marktzugang und sorgfältigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Dies ist entscheidend, um Lebensmittelknappheiten zu überbrücken.

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