Menschen mit Behinderungen bei Katastrophenvorsorge zurückgelassen

17. Mai 2023

Am 18. und 19. Mai trifft sich die Staatengemeinschaft am UNO-Sitz in New York. Anlass ist die Halbzeitbilanz des Sendai-Rahmenwerks für Katastrophenvorsorge 2015–2030. Das Fazit der UNO ist durchzogen, auch was die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Katastrophenvorsorge betrifft. Die CBM Christoffel Blindenmission ist in New York dabei, um diese Inklusion zu fördern.

Die Hauptziele des Sendai-Rahmenwerks bestehen darin, Katastrophenrisiken zu reduzieren, die Entstehung neuer Risiken zu verhindern und die Resilienz der Bevölkerung und von Institutionen gegenüber Katastrophen zu stärken. Zur Halblaufzeit des Rahmenwerks hat die UNDRR (Büro der UNO für die Verringerung des Katastrophenrisikos) vom 18. bis 19. Mai in New York ein hochrangiges Treffen einberufen.

Zahlreiche Länder haben vorgängig einen Bericht über ihren aktuellen Stand verfasst. Die Schweiz ebenfalls, sie bezieht sich dabei sowohl auf die inländische Katastrophenvorsorge als auch auf diejenige in ihrer internationalen Zusammenarbeit. Die UNDRR hat anhand dieser Berichte eine globale Halbzeitbilanz zusammengestellt. In New York soll nun auf dieser Basis eine politische Erklärung für die weiteren sieben Jahre verabschiedet werden. Am Treffen nimmt auch eine Schweizer Delegation teil, zu der auch Mirjam Gasser, Leiterin Advocacy bei der CBM Schweiz, gehört. Sie wird sich dafür starkmachen, dass Menschen mit Behinderungen in Armutsländern in diese Diskussionen einbezogen und in der politischen Erklärung der Konferenz umfassend berücksichtigt werden.

Noch lange nicht am Ziel

Trotz gewisser Fortschritte stellt die Halbzeitbilanz der UNDRR den Berichtsländern ein mässiges Zeugnis aus. Auch im Bereich der inklusiven Katastrophenvorsorge seien in den Ländern zwar Fortschritte zu verzeichnen, doch es mangle an systemischen Ansätzen zum Einbezug von Menschen mit Behinderungen und anderen gefährdeten Personen. Nur sehr wenige Länder würden zudem ihre Daten nach Geschlecht und Behinderung aufschlüsseln. Auch die Schweiz tut dies nicht, wie sie in ihrem Länderbericht festhält. Doch erst wenn solche Daten vorliegen, kann gemessen werden, inwiefern die Katastrophenvorsorge auch Menschen mit Behinderungen erreicht.

Diese Lücken wiegen schwer, sind doch Menschen mit Behinderungen überdurchschnittlich von Katastrophenfolgen betroffen. Etwa weil gewisse Frühwarnsysteme nicht zugänglich sind, viele Menschen mit Behinderungen bei akuten Katastrophen kaum oder nicht fliehen können und Menschen mit Behinderungen häufiger in Armut leben. Hinzu kommt, dass Armutsländer einem höheren Katastrophenrisiko ausgesetzt sind. Und 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen weltweit leben in Armutsländern.

Einbezug von Menschen mit Behinderungen nötig

Folgerichtig zieht die Schweiz in ihrem Bericht selber das Fazit, dass in ihren Entwicklungs- und humanitären Projekten die Inklusion von benachteiligten Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Behinderungen stärker in den Fokus rücken muss. Die CBM begrüsst diese Einsicht und hat für die Sendai-Konferenz zusammen mit anderen Akteuren ein Positionspapier erstellt. Dieses Papier enthält dringliche Empfehlungen, die Eingang in die politische Erklärung der Konferenz finden sollen:

  • In der Katastrophenvorsorge müssen nach Behinderung aufgeschlüsselte Daten erhoben, erfasst und genutzt werden.
  • Das Budget und die Ressourcen müssen in allen staatlichen und nichtstaatlichen Programmen der Katastrophenvorsorge aufgestockt werden, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.
  • Die Partizipation von Menschen mit Behinderungen an der Planung der Katastrophenvorsorge muss verpflichtend werden.
  • Es müssen Frühwarnsysteme gewährleistet werden, die für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind.

Werden diese Massnahmen zukünftig nicht verstärkt umgesetzt, drohen Menschen mit Behinderungen bei Katastrophen weiterhin zurückgelassen zu werden – mit gravierenden Folgen.


Über die CBM

Die CBM Christoffel Blindenmission ist eine international tätige, christliche Entwicklungsorganisation und fördert Menschen mit Behinderungen in Ländern des Globalen Südens. Sie leistet Entwicklungszusammenarbeit sowie humanitäre Hilfe und ermöglicht, dass Behinderungen vorgebeugt sowie Menschen mit Behinderungen medizinisch betreut und inklusiv gefördert werden. Ihr Ziel ist eine inklusive Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird und Menschen mit Behinderungen eine verbesserte Lebensqualität haben. Die CBM Schweiz führt das Zewo-Gütesiegel und ist Partnerorganisation der Glückskette.

Kontakt

Michael Schlickenrieder
Co-Leitung Kommunikation und Fundraising
Tel. 044 275 21 65
michael.schlickenrieder@STOP-SPAM.cbmswiss.ch

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