Regierungen müssen Frauen mit Behinderungen stärker in die Klimapolitik einbeziehen
11. November 2025
Aktuell findet die COP30, die dreissigste UNO-Klimakonferenz, in Belém in Brasilien statt. Das Swiss Disability and Development Consortium präsentiert an der COP30 ihre neue Studie, die verdeutlicht, wie sich der Klimawandel auf Frauen mit Behinderungen in Nepal auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Frauen überproportional von dessen Auswirkungen betroffen sind und machen deutlich, wie wichtig die wirkungsvolle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist – in Nepal wie auch auf globaler Ebene.
Die qualitative Studie konzentriert sich auf zwölf Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen aus städtischen und ländlichen Teilen Nepals. Sie zeigt klar auf, dass durch die Folgen des Klimawandels die gesellschaftliche Diskriminierung aufgrund von Behinderung und Geschlecht noch zunimmt. Zu den Gründen gehören:
- Fehlende Resilienz: Frauen mit Behinderungen in Nepal sind wegen geringerer Einkommen und eingeschränkter Ressourcen schlechter auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet.
- Fehlende Zugänglichkeit: Frühwarnsysteme, Evakuierungsrouten und Notunterkünfte sind nicht barrierefrei, was die Risiken für Frauen mit Behinderung im Fall von Klimakatastrophen noch erhöht.
- Fehlende Daten und schwache Planungsmechanismen: Dieser Umstand behindert eine barrierefreie Unterstützung bei Klimakatastrophen. Entscheidungsträgerinnen und -trägern stehen zu wenige Informationen zur Verfügung, um Notfallpläne wirkungsvoll umzusetzen. Dies behindert die Zugänglichkeit für und die Stärkung der Resilienz von Frauen mit Behinderungen noch weiter.
- Wasserknappheit: Sie verschärft die physische und wirtschaftliche Belastung zusätzlich, da Frauen mit Behinderungen häufig einen höheren Wasserbedarf haben. Der erschwerte Zugang zu Wasser erhöht zudem ihre Abhängigkeit von pflegenden Angehörigen.
Nichts über uns ohne uns
Diesem Kredo der Bewegung von Menschen mit Behinderungen folgend, ist es äusserst wichtig, dass Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus erster Hand von den Auswirkungen des Klimawandels auf Frauen mit Behinderungen hören. Sie sind es, welche die Expertinnen in Inklusion sind, und ihre Zusammenarbeit mit Klimaakteuren ist entscheidend, um gerechte und wirksame Lösungen für alle zu entwickeln.
Deshalb präsentieren zwei Vertreterinnen von nepalesischen Organisationen von Frauen mit Behinderungen in Belém, mit welchen Herausforderungen sie infolge des Klimawandels konfrontiert sind. Sie legen zudem dar, wie eine inklusive Klimapolitik auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Wirklichkeit werden kann und wie die Stärken und Anpassungsfähigkeit dieser Frauen genutzt werden können. In der Studie identifizierte Chancen sind die Solidarität in Gemeinschaften und gegenseitige Befähigung, die Zusammenarbeit zwischen Organisationen von Menschen mit Behinderungen und Umweltorganisationen sowie die Anerkennung der von den Frauen gelebten Erfahrung und dem Wissen, das daraus resultiert.
Vor diesem Hintergrund haben Organisationen der nepalesichen Bewegung von Menschen mit Behinderungen eine Reihe von Forderungen formuliert, die auf die Ergebnisse der Studie Bezug nehmen. Zu den wichtigsten Forderungen gehören:
- Partizipation: Frauen mit Behinderungen müssen wirkungsvoll in klimapolitischen Entscheidungsorganen auf allen Regierungsebenen beteiligt sein.
- Gleichstellung: Stigmatisierung und Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen muss stärker bekämpft werden.
- Zugänglichkeit: In Katastrophen müssen eine barrierefreie Notinfrastruktur und barrierefreie Informationen sichergestellt werden.
- Ressourcenzugang und Klimaresilienz: Der Zugang von Frauen mit Behinderungen zu Einkommen und Gesundheitsdienstleistungen muss gestärkt werden, was auch deren Klimaresilienz erhöht.
- Wissen über inklusive Klimaanpassung: Dieses Wissen muss gefördert werden, etwa über partizipative Forschungsprojekte und die Dokumentation von traditionellem Wissen und Anpassungsstrategien.
Inklusive Klimapolitik als globale Verantwortung
Die Erkenntnisse aus Nepal verdeutlichen, dass Klimapolitik nur dann wirksam und gerecht sein kann, wenn sie die Perspektiven von Frauen mit Behinderungen systematisch einbezieht. Was in Nepal sichtbar wird, spiegelt eine globale Realität wider: Menschen mit Behinderungen sind von den Folgen der Klimakrise weltweit überdurchschnittlich betroffen, werden in Entscheidungsprozesse jedoch kaum eingebunden. Die COP30 bietet die Chance, diesen Missstand zu adressieren und den Grundstein für eine inklusive Klimapolitik zu legen, die niemanden zurücklässt.
Weiterführende Informationen
- Studie (auf Englisch)
- Porträts und Videos der Studienteilnehmerinnen (auf Englisch)
Über das SDDC
Das SDDC (Swiss Disability and Development Consortium) ist ein Netzwerk mit Sitz in der Schweiz, das sich für die Rechte und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz einsetzt.
Das SDDC wurde 2016 von der CBM Schweiz, FAIRMED und Handicap International Schweiz (HI) gegründet. Im Jahr 2019 trat die International Disability Alliance (IDA) dem Konsortium bei. Die CBM Schweiz beherbergt das Sekretariat. Die Arbeitsbereiche, Kompetenzen und Prioritäten der Mitglieder ergänzen sich thematisch und geografisch. Zusätzlich zur Advocacy-Arbeit sammelt, entwickelt und teilt das SDDC Fachwissen, Ressourcen und Informationen zur behinderteninklusiven Entwicklung.
Kontakt
Michael Schlickenrieder
Leiter Kommunikation
Tel. 044 275 21 65 / 079 540 80 20
michael.schlickenrieder@cbmswiss.ch

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