«Ich wurde hinausgestossen»


Von Kindern gehänselt, von der Schule ausgesperrt: Die neunjährige Allen aus Uganda sah immer weniger, und wurde deswegen zunehmend ausgeschlossen. Ihre Mutter war verzweifelt. Für die alleinerziehende Steinbruch- und Gartenarbeiterin ist nur schon eine medizinische Abklärung oder Brille unerschwinglich.

«Einmal schmierten sie Allen scharfen Pfeffer in die Augen und schlugen sie», erzählt Mutter Elizabeth Kambe traurig. «Weinend kam sie vom Wasserholen zurück. Es war, als hätte man mir einen Pfeil ins Herz gestossen.» 

Bereits ab dem zweiten Lebensjahr hat sich Allens Sehvermögen schleichend verringert. Mittlerweile ist Allen neun Jahre alt. Seit Monaten ist sie von der Schule ausgeschlossen: «Eines Tages traf ich meine Tochter vor der Schule. Sie sagte, weil sie nichts mehr sehe, hätten die Lehrer sie hinausgestossen.» Zuvor mahnte die Schule jedes Halbjahr, die Mutter solle Allen endlich eine Brille kaufen. Doch eine solche kostet in Uganda rund 50 Franken – ein viel zu hoher Betrag für eine in Armut lebende und alleinerziehende Mutter.

Elizabeth Kambe erzielt mit Steinklopfen und Gartenarbeiten einen Tagesverdienst von 70 Rappen. Das muss reichen für die Schulgebühren von Allen und ihrer 17-jährigen Schwester Robinah sowie für die Miete des baufälligen Einzimmer-Häuschens in einem kleinen Dorf in der Nähe der Hauptstadt Kampala. Obwohl sie von den Gartenbesitzern oft mit Gemüse und Früchten entlöhnt wird, ist das Essen für die Familie sehr knapp. Zucker im Tee gibt es höchstens sonntags.


«Ich möchte sehen können wie die anderen Kinder», sehnt sich Allen. «Ich möchte unbedingt zur Schule gehen. Denn ich möchte Pflegerin werden und kranke Menschen behandeln.» Doch das erscheint als ein ferner Traum. Von der Wandtafel kann Allen selbst aus der vordersten Reihe kaum etwas lesen, auch das Schreiben ist fast nicht mehr möglich. Spielen Kinder, sitzt Allen meist abseits: «Wenn ich mitmache, sehe ich den Ball manchmal überhaupt nicht. Dann nennen mich die Kinder abschätzig ‹Muzibe› (Luganda für ‹blinder Mensch›).» 

Auch sonst ist Allens Leben sehr schwierig geworden: Weil sie kaum mehr Buchstaben erkennt, muss sie sich von ihrer vierjährigen Cousine Immaculate vorlesen lassen. Ihrer Mutter im Haushalt helfen kann sie oft nicht. Beim Kochen am offenen Feuer könnte sie zudem Verbrennungen davontragen. Und während sie sich in der Wohnung und vor dem Haus alleine noch einigermassen gut zurechtfindet, sieht es weiter weg ganz anders aus.

Da wird ein auswärtiger Pfarrer im Gottesdienst auf die Familie aufmerksam. Er rät ihnen zur CBM-geförderten Augenklinik Mengo in Kampala. Beidseitiger Grauer Star lautet dort die Diagnose. Drei Wochen später ersetzt Augenchirurg Dr. Lisbon Aliraki innerhalb kurzer Zeit beide trübe Augenlinsen durch künstliche: «Die CBM hat mir die Ausbildung zum Augenchirurgen ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Sie hat mich auch mit Apparaten ausgestattet, die ich schon seit 16 Jahren einsetze. Ausserdem finanziert die CBM unseren Fonds für arme Patientinnen und Patienten.» So musste auch Elizabeth Kambe nichts für die Operation ihrer Tochter bezahlen.

Am Tag nach der Operation entfernt eine medizinische Assistentin die Augenverbände. Allen blinzelt einige Mal, bevor ein glückliches Lächeln sich auf Allen Gesicht ausbreitet. Strahlend deutet sie auf alles, was sie nun seit langem endlich wieder klar erkennen kann. Das Sehvermögen ihres rechten Auges, mit dem sie noch etwas besser sehen konnte, hat sich verdoppelt, dasjenige des linken Auges sogar verdreifacht. In einem Monat, wenn die Augen sich völlig erholt haben, bekommt Allen eine Korrekturbrille, welche die Sehkraft zusätzlich verbessern wird.


Im Dorf angekommen, geht sie selbstständig überall umher und lächelt fortwährend. Allens Wunsch, wieder sehen zu können, ist in Erfüllung gegangen. «Ich schreibe jetzt schön und kann sogar kleine Glasperlen zu Armkettchen fädeln. Und ich lese selbstständig, Immaculate muss mir nicht mehr vorlesen. Jetzt freue ich mich auf die Schule!»  

Wie Sie helfen können

Schenken Sie Menschen, die in Armut leben, die Sehkraft zurück. Die Operation am Grauen Star kostet bei einem Kind 180 Franken, da es unter Vollnarkose operiert wird und die augenoptische Nachsorge aufwändiger ist. Bei Erwachsenen kostet der Eingriff 50 Franken. Jeder Franken zählt!

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