«Es hat einfach gepasst!»
Anfangs Jahr sind FAIRMED und die CBM Schweiz eine Allianz unter dem Namen Leave no one behind miteinander eingegangen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt die Projekte und Programme der CBM Schweiz und FAIRMED von 2021 bis 2022 mit einem finanziellen Beitrag. Das Engagement der Spendenden der CBM Schweiz und FAIRMED bildet die Basis für den DEZA-Beitrag und wird durch diesen verstärkt.
Weshalb haben sich gerade FAIRMED und CBM zu einer Allianz zusammengeschlossen?
Bart Vander Plaetse: Die Arbeit der CBM ist einerseits ergänzend zu dem, was wir machen, andererseits hat sie eine ähnliche Auffassung von Entwicklungszusammenarbeit.
Mark Schmid: Schweizer Entwicklungsorganisationen haben ja stets zwei Seelen in ihrer Brust. Einerseits streben sie danach, autonom und unabhängig zu bleiben, andererseits wollen sie sich vernetzen, um sich zu verbessern. Die DEZA ist für uns ein wichtiger Motivator und Mitunterstützer, um von dem Potential an Synergien und Komplementarität, die uns die Allianz mit FAIRMED ermöglicht, zu profitieren.
Eva Studer: Es gibt in der Schweiz nicht viele Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Armutsgebieten einsetzen; ausserdem sind FAIRMED und wir ungefähr gleich gross – somit arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen.
Bart Vander Plaetse: Da die CBM und FAIRMED über das Schweizerische und das Internationale Disability and Development Consortium (SDDC und IDDC seit einigen Jahren verbunden sind und sich beide Organisationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzen, hat es einfach gepasst!
Die Allianz LNOB von FAIRMED und CBM hat zum Ziel, das Leben von benachteiligten Menschen, zu denen auch Menschen mit Behinderungen gehören, zu verbessern. Leave no one behind, der Leitsatz der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, ist quasi auch die gemeinsame Vision von FAIRMED und CBM. Wie lässt sich eine solche Zusammenarbeit umsetzen?
Eva Studer: Ziel ist nicht, dass wir gemeinsame Projekte in unseren Einsatzländern in Afrika und Asien durchführen werden – es geht in erster Linie um gegenseitige fachliche Unterstützung und gegenseitiges Lernen. Viermal im Jahr findet ein Austausch statt. Und zwischendurch fragt die eine Programmkoordinatorin der einen Organisation die andere, wie sie ein spezielles Problem lösen würde.
Mark Schmid: FAIRMED hat einen starken Fokus auf den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Wir als CBM sind aus einer Augengesundheits-Organisation hervorgegangen und haben uns unter anderem in Richtung psychische Gesundheit weiterentwickelt. So können wir zum Beispiel die Bekämpfung der Augeninfektion Trachom* mit der psychischen Gesundheit der Menschen zusammenbringen, die vom Trachom betroffen sind.
Bart Vander Plaetse: Ja, wir ergänzen uns sehr gut, so auch bei der inklusiven Entwicklung für Menschen mit Behinderungen. Obwohl die Inklusion von Menschen mit Behinderungen längst ein wichtiger Bestandteil unserer Projekte ist, können wir hier von der CBM als Expertin auf diesem Gebiet viel lernen.
Wie soll die Welt in 20 Jahren für die CBM und FAIRMED aussehen?
Bart Vander Plaetse: Auf Sri Lanka zum Beispiel warteten anfangs Juli 200000 Menschen vergeblich auf die zweite Corona-Impfung. Währenddessen wurden vielerorts in Europa bereits die 12- bis 15-Jährigen geimpft. Eine solche Ungleichheit ist sehr beschämend. Ich wünsche mir, dass in 20 Jahren nicht mehr der Geburtsort eines Menschen darüber entscheidet, ob sie oder er ein gesundes, würdevolles und glückliches Leben führen kann.
Eva Studer: Ich hoffe, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen selbstverständlich sein wird und wir nicht mehr für gleiche Rechte kämpfen müssen. Dass auch Menschen, die in Armut und/oder mit Behinderungen leben, Zugang zu Gesundheit, zu Information, zu Bildung und Arbeit haben werden. Und natürlich schliesst das auch die Gleichstellung der Frauen ein.
Mark Schmid: Dem kann ich mich nur anschliessen und bin optimistisch, dass wir gemeinsam sehr viel bewegen können. Durch unsere Allianz und unsere Netzwerke sind wir viel einflussreicher als wir es einzeln wären. Vereint erreichen wir mehr Entwicklungsakteure und gewinnen sie für die Inklusion!
* Trachom ist eine akute Bindehautentzündung, die unbehandelt zu Erblindung führt. Rund zwei Millionen Menschen sind deswegen stark sehbehindert oder blind, über hundert Millionen Menschen sind gefährdet. Das Trachom zählt zu den 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten
Inhalt teilen
Inhalt drucken
Seite drucken