Stigmatisierung und Ausgrenzung überwinden
Menschen mit psychischen Erkrankungen und mit psychosozialen Behinderungen gehören zu jenen, die am stärksten von Bildung, Arbeit und dem Gemeinschaftsleben ausgeschlossen sind. Für sie und ihre Rechte setzt sich die CBM gezielt ein – in Nepal und anderen Ländern. Interview mit Ben Adams, Leiter psychische Gesundheit der CBM-Föderation.
Warum hilft CBM auch Menschen mit psychosozialen Behinderungen und psychischen Erkrankungen, und seit wann?
Die CBM arbeitet seit über 20 Jahren mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und psychosozialen Behinderungen zusammen. Menschen mit psychosozialen Behinderungen gehören weltweit zu den am stärksten Ausgegrenzten und sind oft von Bildung, Arbeit und dem Leben in der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Welche psychischen Probleme gibt es in Armutsgebieten?
Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände und Psychosen treten weltweit auf. Doch in Armutsgebieten sehen wir täglich, dass hauptsächlich Unsicherheit betreffend Nahrung und Obdach sowie Gewalt und soziale Ausgrenzung zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen führen.
Zudem gibt es Vorurteile und psychische Gesundheitsdienste fehlen. So werden manche psychische Belastungen nicht erkannt. Die CBM hilft daher gemäss jeweiliger Diagnose und kulturell angepasst.
Die Suizidrate sinkt in der Schweiz seit dreissig Jahren. In Nepal steigt sie. Warum?
In der Schweiz haben sich Investitionen in die psychische Gesundheitsversorgung, Sensibilisierung und Krisenhilfe ausgezahlt. Nepals Lage ist durch mangelnde Investitionen, Armut, Arbeitsmigration und Stigmatisierung gezeichnet.
Die Selbstmordrate unter jungen Frauen in Nepal und der Schweiz steigt. Was sind die Gründe dafür?
Die Gründe dafür sind komplex. In Nepal sind viele junge Frauen mit geschlechtsspezifischer Ungleichheit und Gewalt, Diskriminierung, früher Verheiratung sowie eingeschränkten Bildungs- und Erwerbschancen konfrontiert. Dies kann zu Notlagen und Selbstmordgedanken führen. In der Schweiz können Faktoren wie schulischer Druck, soziale Isolation und die negativen Auswirkungen von sozialen Medien eine Rolle spielen.
Welche Rolle hat der Glaube, besonders der christliche?
Als starke Quelle der Hoffnung und des Sinns. Gebet und das Vertrauen auf Gott spenden Trost und Kraft. Kirchen können Akzeptanz fördern und für fachgerechte Hilfe motivieren.
Wie hilft die CBM konkret?
Die CBM arbeitet in drei Bereichen: In unseren Projekten fördern wir die Gründung von Selbsthilfegruppen. Wir schulen lokales Gesundheitspersonal und wir helfen Gemeinschaften, Menschen mit psychosozialen Behinderungen zu verstehen und einzubeziehen.
Durch unser politisches Engagement befähigen wir Menschen mit psychischen Erkrankungen und mit psychosozialen Behinderungen, selber für ihre Rechte einzustehen. Parallel beraten und begleiten wir Regierungsstellen sowie andere Entwicklungsorganisationen dabei, gemeindenahe Dienste für psychische Gesundheit zu entwickeln, die für alle betroffenen Menschen zugänglich sind.
Was hat die CBM in Nepal schon erreicht?
Wir haben eine psychische Gesundheitsversorgung lokal verankert und Programme zur Suizidprävention aufgebaut. Schulen haben wir geholfen, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
Und in den CBM-Einsatzländern generell?
In unseren Einsatzländern haben wir die lokalen Gesundheitssysteme gestärkt, damit betroffene Menschen eine psychiatrische Versorgung in Anspruch nehmen können, die näher an ihrem Wohnort ist.
Was möchte die CBM im Bereich psychische Gesundheit noch erreichen?
Wir wollen unsere gemeindenahen Programme ausweiten und lokale Organisationen stärken. Unsere Vision ist es, dass Menschen überall Zugang zu psychologischer oder psychiatrischer Unterstützung haben, frei von Stigmatisierung leben und uneingeschränkt am Leben teilhaben können.
Was sind die Herausforderungen, die diesem Ziel im Weg stehen?
Die grössten Herausforderungen sind die tief verwurzelte Stigmatisierung und Diskriminierung, eine mangelnde Finanzierung und fehlendes politisches Engagement für eine gemeindenahe Betreuung. Hinzu kommen Armut und Krisen, die den Leidensdruck erhöhen und den Zugang zu Unterstützung erschweren.
Doch trotz dieser Herausforderungen sehen wir jeden Tag, dass Veränderungen möglich sind, wenn Gemeinschaften, Organisationen wie die CBM und Spendende zusammenhalten.
Möchten Sie den Spendenden der CBM Schweiz ein paar Worte sagen?
Ja, gerne. Ich möchte mich herzlich bei Ihnen, den Spendenden der CBM Schweiz, bedanken! Ihre Grosszügigkeit hilft uns, Menschen zu erreichen, deren Bedürfnisse meist ignoriert werden. Dank Ihnen können wir diesen Menschen zur Seite stehen und inklusive Gemeinschaften aufbauen. Gemeinsam zeigen wir, dass jeder Mensch Würde und Respekt verdient und die Chance hat, sich zu entfalten.
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